MariaDB und MySQL: Auswahl, Ursprung und Unterschiede in ServBay
Für Webentwickler ist die Wahl des richtigen Datenbankverwaltungssystems ein entscheidender Schritt beim Aufbau von Anwendungen. In lokalen Entwicklungsumgebungen zählen MySQL und MariaDB zu den am häufigsten genutzten relationalen Datenbanken. ServBay, eine integrierte lokale Webentwicklungsumgebung, bietet Entwicklern mehrere Datenbankoptionen – darunter ist MariaDB standardmäßig integriert.
In diesem Artikel beleuchten wir die Ursprünge, Beziehungen und Hauptunterschiede von MariaDB und MySQL. Zudem erläutern wir, warum ServBay MariaDB als Standardauswahl wählt, wie Sie beide Datenbanken in ServBay nutzen können und wie Sie ihre Stärken für Ihre Projekte ausspielen.
Herkunft von MariaDB und MySQL
Die Ursprünge von MySQL
MySQL wurde 1995 von der schwedischen Firma MySQL AB erstmals veröffentlicht und zählt zu den ersten quelloffenen relationalen Datenbankverwaltungssystemen (RDBMS). Aufgrund der Open-Source-Lizenz, Kosteneffizienz, starken Performance und Benutzerfreundlichkeit etablierte sich MySQL schnell als eine der beliebtesten Datenbanken weltweit – speziell im Web-Bereich als Teil des klassischen LAMP/LEMP-Stacks (zusammen mit PHP und Apache oder Nginx). MySQL findet breite Anwendung in Web-Apps wie auch in Enterprise-Systemen.
Die Entstehung von MariaDB
2008 wurde MySQL AB von Sun Microsystems übernommen. Bereits 2010 wiederum ging Sun an Oracle über, wodurch MySQL in den Besitz von Oracle gelangte. Da Oracle ein Großkonzern im Bereich kommerzieller Datenbanken ist, wuchs in der Community die Sorge um die künftige Open-Source-Strategie von MySQL.
Um die Offenheit des MySQL-Kerns dauerhaft zu sichern und die Weiterentwicklung zu gewährleisten, gründete Michael "Monty" Widenius, einer der MySQL-Mitbegründer, 2009 MariaDB als Fork von MySQL. Ziel war eine enge Kompatibilität mit MySQL, kombiniert mit weiteren Optimierungen, erweiterten Funktionen und einer ausschließlich gemeinschaftsgetriebenen Entwicklung – für einen dauerhaften Open-Source-Status. Der Name MariaDB stammt von Widenius’ Tochter.
Die Beziehung zwischen MariaDB und MySQL
MariaDB und MySQL sind eng miteinander verbunden und teilen den Großteil ihres Kerns und struktureller Ansätze. MariaDB entstand ursprünglich aus dem MySQL-Code, daher sind gerade die frühen Versionen nahezu identisch. Einer der Kernansprüche von MariaDB ist eine möglichst hohe Kompatibilität mit den jeweiligen MySQL-Releases, sodass Anwender einfach zwischen beiden wechseln können, meist ohne umfangreiche Anpassungen ihrer Anwendungslogik.
Wichtige Kompatibilitätspunkte
- SQL-Syntax: Die beiden Systeme sind bei Standard-SQL-Syntax weitgehend kompatibel. Die meisten SQL-Anweisungen, die auf MySQL laufen, funktionieren ebenso mit MariaDB – inklusive DDL, DML, Funktionen und Stored Procedures.
- APIs und Protokolle: Beide nutzen dasselbe Client-Protokoll. Bibliotheken, Connectoren und Tools (wie PHPs mysqli/PDO, Java JDBC-Treiber, Python mysql.connector etc.), die für MySQL entwickelt wurden, können leicht mit MariaDB verwendet werden.
- Storage Engines: MariaDB und MySQL unterstützen zahlreiche Storage Engines gemeinsam, wie InnoDB (transaktional, Standard) oder MyISAM (nicht transaktional). Damit sind Tabellenstrukturen mit diesen Engines voll kompatibel.
- Client-Tools: Die meisten grafischen Verwaltungswerkzeuge für MySQL (phpMyAdmin, Adminer, Teile von MySQL Workbench, DBeaver etc.) lassen sich auch für MariaDB verwenden.
Trotz der hohen Kompatibilität entwickeln sich beide Systeme fortlaufend weiter. Insbesondere MariaDB bringt viele neue Funktionen und Optimierungen ein, während MySQL unter Oracle andere Entwicklungswege einschlägt. Daher nehmen die Unterschiede zu. Für Anwendungen, die spezifische Features jüngerer Releases oder proprietäre Erweiterungen nutzen, ist sorgfältiges Testing im Migrationsfall unerlässlich.
Unterschiede zwischen MariaDB und MySQL
Obwohl MariaDB und MySQL einen gemeinsamen Ursprung teilen, haben sie sich über die Zeit eigenständig entwickelt und unterscheiden sich heute in Performance, Funktionalität, Architektur, Community und Lizenzierung.
Performance und Optimierungen
- Abfrageoptimierer: MariaDB brachte zahlreiche Verbesserungen am Query Optimizer, insbesondere für komplexe Abfragen, Subselects, Joins und große Datenmengen – hier liefert MariaDB oft bessere Performance, etwa durch fortschrittlichere Kostenmodelle.
- Thread Pool: MariaDB bietet einen eingebauten Thread-Pool, der die Performance bei hoher Verbindungsanzahl steigert. MySQL bietet das nur in der Enterprise Edition; im Community-Release ist das nicht standardmäßig enthalten.
- Replikation: MariaDB verfügt über verbesserte Replikationsfunktionen, z.B. eine optimierte parallele Replikation für höhere Effizienz und besseren Durchsatz.
Storage Engines
Beide Systeme unterstützen eine pluggable Storage Engine Architektur und teilen InnoDB und MyISAM. Darüber hinaus bietet MariaDB Engines, die in MySQL fehlen oder weiterentwickelt wurden:
- Aria: MariaDBs eigene transaktionale Engine, als sicherer, crashtoleranter Ersatz für MyISAM.
- ColumnStore: Eine Spalten-orientierte Engine für Analytics und Data-Warehousing – ermöglicht performante Aggregationen großer Datenmengen.
- MyRocks: Engine auf Basis von RocksDB (von Facebook entwickelt) für hohe Kompressionsraten und Write-Durability, ideal für write-intensive Anwendungen.
- Spider: Eine Engine für horizontales Sharding, um Daten über verschiedene Server zu verteilen.
MySQL entwickelt seine Storage Engines ebenfalls stetig weiter, insbesondere InnoDB wurde signifikant verbessert. In MySQL 8.0 kamen etwa utf8mb4 als Standardzeichensatz und weitere Performanceverbesserungen hinzu.
Feature-Vergleich
- Virtuelle Spalten (Virtual Columns): MariaDB unterstützt virtuelle Spalten, deren Werte dynamisch aus anderen Spalten berechnet werden. Sie benötigen keinen Speicher (außer als persistent deklariert), können aber wie reguläre Spalten queried und indiziert werden.
- Tabellenstruktur-Optimierungen: MariaDB bietet zusätzliche
ALTER TABLE
Features, etwa schnelleres Spalten-Hinzufügen ohne komplette Tabellenduplikation. - Mikrosekunden-Genauigkeit: Unterstützung für Zeitwerte mit Mikrosekunden-Auflösung, nützlich bei hochgenauen Zeitstempeln.
- JSON-Funktionalität: Beide Systeme unterstützen JSON-Datentypen und Funktionen, unterscheiden sich aber teils in Implementierung und Funktionsumfang.
- Window Functions: Ab MariaDB 10.2+ und MySQL 8.0+ verfügbar – jedoch jeweils unabhängig ins System integriert.
- Verteilte Datenbanken/High Availability: MariaDB integriert Galera Cluster für native Multi-Master-Replikation und komfortable Hochverfügbarkeitscluster. MySQL bietet Group Replication und andere Lösungen, unterscheidet sich aber im Implementierungsansatz.
Sicherheit
MariaDB hat im Bereich Sicherheit kontinuierlich verbessert, darunter:
- Mehr Authentifizierungs-Plugins für flexible und sichere Logins.
- Verbesserte Benutzerrollenverwaltung für granularere und zugleich einfache Berechtigungskontrolle.
Community und Support
- Open-Source-Modell: MariaDB wird von der MariaDB Foundation gemeinschaftlich entwickelt – transparent, inkl. offengelegtem Code und Bugtracking. MySQL existiert ebenfalls in einer Community-Version, Entwicklungshoheit und Roadmap liegen aber bei Oracle.
- Enterprise-Support: Für MariaDB gibt es kommerzielle Angebote der MariaDB Corporation AB, für MySQL liefert Oracle Enterprise-Versionen und Supportleistungen.
Versionsvergleich: MariaDB vs. MySQL
Nach dem Fork startete MariaDB mit synchronen Versionsnummern zu MySQL, wechselte dann aber nach 5.5 zu Version 10.x und darüber hinaus, um den unabhängigen Entwicklungsfortschritt zu verdeutlichen. Die folgende Tabelle gibt eine grobe Orientierung – trotz ähnlicher Nummern differieren Features und Implementierungen aber teils deutlich:
MariaDB-Version | Grob entsprechende MySQL-Version | Anmerkung |
---|---|---|
5.1 | 5.1 | Frühe, sehr ähnliche Fork-Phase |
5.2 | 5.1 | |
5.3 | 5.1 | |
5.5 | 5.5 | Fork erster LTS-Release in Übereinstimmung mit MySQL |
10.0 | 5.6 | Eigenständige Versionierung, viele neue Features |
10.1 | 5.6 | |
10.2 | 5.7 | Einführung von Window Functions, CTE/With Queries |
10.3 | 5.7 | |
10.4 | 8.0 | Rollenbasiertes Berechtigungssystem, einige Überlappungen mit MySQL 8 |
10.5 | 8.0 | |
10.6 | 8.0 | LTS-Release |
10.7 | 8.0 | STS-Release |
10.8 | 8.0 | STS-Release |
10.9 | 8.0 | STS-Release |
10.10 | 8.0 | STS-Release |
10.11 | 8.0 | LTS-Release |
11.0 | 8.0+ | Neue Versionierungsstrategie, weniger Bezug zu MySQL-Versionen |
11.1 | 8.0+ | STS-Release |
11.2 | 8.0+ | STS-Release |
11.3 | 8.0+ | STS-Release |
11.4 | 8.0+ | STS-Release |
11.5 | 8.0+ | LTS-Release |
Mehr Details zur Kompatibilität finden Sie in der offiziellen Doku: MariaDB versus MySQL: Compatibility.
Datenbankwahl in ServBay: MariaDB als Standard, MySQL vollständig unterstützt
ServBay wurde gebaut, um Entwicklern ein modernes, stabiles und funktionsreiches Toolset zu bieten. Für relationale Datenbanken setzt ServBay standardmäßig auf MariaDB – aus folgenden Hauptgründen:
- Open-Source-Philosophie: Die gemeinschaftliche Entwicklung und das dauerhafte Open-Source-Versprechen von MariaDB entsprechen dem Anspruch von ServBay an Transparenz und Zuverlässigkeit.
- Leistung und moderne Features: MariaDB glänzt bei Performance (insbesondere für komplexe Abfragen und hohe Parallelität) und bietet moderne SQL-Features wie virtuelle Spalten und Window Functions – ideale Tools für performante Anwendungen.
- Aktive Community: Eine weltweite Entwicklerszene unterstützt MariaDB mit reichhaltigen Ressourcen, Dokus und Hilfestellungen.
- Hohe MySQL-Kompatibilität: Code, der für MySQL geschrieben wurde, läuft typischerweise problemlos mit der MariaDB-Standardumgebung in ServBay – das reduziert Migrations- und Einarbeitungsaufwand.
Wichtiger Hinweis: ServBay unterstützt auch MySQL vollumfänglich!
Obwohl MariaDB standardmäßig ausgeliefert wird, steht es Ihnen frei, MySQL zu verwenden. ServBay bietet ein flexibles Paketmanagement. Muss ein Projekt auf eine bestimmte MySQL-Version zugreifen oder ein MySQL-Szenario testen, so können Sie im Softwarepaket-Manager von ServBay bequem MySQL installieren und darauf umschalten. ServBay gibt Ihnen alle Freiheiten, um Projekte mit maßgeschneiderten Anforderungen optimal umzusetzen.
Verwendung von Datenbanken in ServBay
Egal ob Sie MariaDB (Standard) oder MySQL nutzen möchten – der Zugriff und die Verwaltung der Datenbanken in ServBay erfolgen einfach und bequem:
- Standardzugang: Die Datenbankdienste lauschen typischerweise auf
127.0.0.1
(oderlocalhost
) am Standardport (MariaDB/MySQL üblicherweise 3306). Ihre Anwendungen können direkt überlocalhost:3306
Datenbankverbindungen herstellen. - Verwaltungstools: ServBay integriert meist Web-Tools wie phpMyAdmin oder Adminer. Über das ServBay-Panel oder spezielle Pfade auf
https://servbay.host
lässt sich Ihre Datenbank komfortabel grafisch administrieren – inklusive SQL-Queries, Datenimport/-export usw. - Kommandozeile: Die Umgebung von ServBay enthält auch CLI-Tools wie
mysql
odermariadb
. Datenbank-Aufgaben erledigen Sie so bequem vom ServBay-Terminal aus. - Verbindungsdaten: In der lokalen Entwicklungsumgebung wird in der Regel der Benutzer
root
genutzt; das Standardpasswort finden Sie unter Root-Konto, Passwörter und Verbindungsdetails.
Achtung: In produktiven Umgebungen sollten Sie stets starke Passwörter setzen und Benutzer mit minimal nötigen Rechten anlegen. Die Konfigurationsdateien der Datenbanken finden Sie im ServBay-Installationsverzeichnis.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Frage 1: Kann ich meine bestehenden MySQL-Datenbankdateien einfach in das MariaDB-Datenverzeichnis von ServBay kopieren?
Antwort: Es wird generell nicht empfohlen, Datenbankdateien direkt (vor allem zwischen Hauptversionen oder Forks wie MySQL ↔ MariaDB) zu kopieren. Der sichere und empfohlene Weg ist der Export/Import über Datenbank-Tools (mysqldump
oder mariadb-dump
). Dank der hohen SQL- und Struktur-Kompatibilität von MariaDB und MySQL ist das Exportieren zu SQL und anschließende Importieren die zuverlässigste Methode.
Frage 2: Unterstützt ServBay das gleichzeitige Betreiben von MariaDB und MySQL?
Antwort: ServBay erlaubt prinzipiell die Installation mehrerer Datenbankpakete (verschiedene Versionen). Um Portkonflikte zu vermeiden, läuft aber standardmäßig nur ein Dienst (MariaDB oder MySQL) auf Port 3306. Über die Oberfläche können Sie auswählen, welche Instanz aktiv sein soll – oder Sie richten verschiedene Instanzen auf unterschiedlichen Ports ein (ServBay unterstützt fortgeschrittene Konfigurationsmöglichkeiten).
Frage 3: Wie installiere oder aktiviere ich MySQL in ServBay?
Antwort: Siehe MySQL-Service: Installation und Nutzung. Im ServBay-Paketmanager finden Sie verschiedene Datenbankversionen (auch diverse MySQL- und MariaDB-Releases) – wählen und installieren bzw. aktivieren Sie einfach die gewünschte Version.
Fazit
MariaDB und MySQL sind zwei eng verwandte, leistungsfähige relationale Datenbankmanagementsysteme. MariaDB als bedeutender MySQL-Fork bietet dank hoher Kompatibilität, innovativer Features und Community-getriebener Open-Source-Entwicklung starke Vorteile.
ServBay als moderne lokale Webentwicklungsplattform setzt deshalb aus Überzeugung auf MariaDB als Standarddatenbank – wegen Leistungsfähigkeit, Funktionsvielfalt, lebendiger Community und hervorragender MySQL-Kompatibilität. Gleichzeitig erkennt ServBay die Anforderungen vielfältiger Projekte an und gewährt umfassende MySQL-Unterstützung, sodass Sie die volle Wahlfreiheit behalten.
Das Verständnis der Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Systeme hilft Ihnen, Datenbankressourcen in ServBay noch effizienter zu managen – und schafft eine stabile Basis für Ihre lokale Entwicklungsarbeit.