Reverse Proxy in ServBay einrichten: Interne oder entfernte Websites für Entwicklung und Debugging lokal spiegeln
ServBay ist eine speziell für macOS entwickelte lokale Web-Entwicklungsumgebung, die zahlreiche Programmiersprachen wie PHP, Node.js, Python, Go, Java sowie MySQL, PostgreSQL, MongoDB, Redis und weitere Datenbanken integriert. Neben der direkten Bereitstellung lokaler Code-Projekte bietet ServBay auch eine leistungsstarke Reverse-Proxy-Funktion. Damit können Sie Webprojekte, die im Intranet, auf virtuellen Maschinen, in Containern oder sogar auf entfernten Servern liegen, komfortabel auf Ihrem lokalen ServBay-System spiegeln—ideal für reibungsloses Entwickeln, Debuggen und Zugreifen.
In diesem Leitfaden erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie in ServBay einen Reverse Proxy einrichten, um interne oder anderweitig erreichbare Websites auf Ihr lokales System zu spiegeln, sodass Sie diese zentral verwalten und effizient entwickeln und debuggen können.
Überblick
Ein Reverse Proxy nimmt Anfragen von Clients (z.B. Ihrem Browser) entgegen und leitet sie an einen oder mehrere Backend-Server weiter—hier: die von Ihnen gewünschte interne oder externe Website. ServBay nutzt dafür seinen integrierten Webserver (Caddy oder Nginx).
Die wichtigsten Vorteile eines Reverse Proxys im lokalen Entwicklungsumfeld sind:
- Zentraler Zugriffspunkt: Zugriff auf interne und externe Ressourcen per lokalem ServBay-Domainnamen—ohne sich komplizierte IP-Adressen und Ports merken zu müssen.
- SSL-Konfiguration wird vereinfacht: Dank SSL-Management (etwa ServBay CA oder ACME) können Sie allen proxied Websites ein HTTPS-Zertifikat zuweisen, selbst wenn die eigentliche Zielseite nur HTTP unterstützt.
- Lokales Debugging: Remote- bzw. Intranet-Websites lassen sich einfach im lokalen Browser debuggen.
- Umgehung von Netzwerkeinschränkungen: In einigen Fällen können Sie so komfortabel vom lokalen Rechner aus auf firmeninterne oder eingeschränkte Netzwerke/Services zugreifen (vorausgesetzt, das ServBay-System erreicht die Zieladresse).
Voraussetzungen
Bevor Sie mit dem Reverse Proxy starten, stellen Sie bitte Folgendes sicher:
- ServBay ist installiert und läuft: ServBay muss auf Ihrem macOS-System korrekt installiert und aktiv sein.
- Zielwebsite ist erreichbar: Die zu spiegelnde interne oder externe Website ist zuverlässig erreichbar, und Ihr macOS-Rechner mit ServBay kann die entsprechende IP/Domain sowie den Port direkt ansprechen. Beispiel: Wenn das Ziel
192.168.1.100:8080
ist, sollten Sie diesen Rechner anpingen und den Port ansprechen können.
Schritte zum Hinzufügen einer Reverse-Proxy-Website
So richten Sie Schritt für Schritt einen Reverse Proxy in ServBay ein:
Schritt 1: ServBay-Oberfläche öffnen
Suchen Sie das ServBay
-Icon im Programme-Ordner auf Ihrem Mac und starten Sie die Anwendung per Doppelklick.
Schritt 2: Navigieren Sie zur Website-Verwaltung
Nach dem Start sehen Sie auf der Hauptoberfläche im linken Navigationsmenü den Punkt Websites
. Klicken Sie darauf, um zur zentralen Website-Verwaltung von ServBay zu gelangen. Hier verwalten Sie alle lokal gehosteten sowie proxied Websites.
Schritt 3: Neue Website hinzufügen
Unten auf der Website-Verwaltungsseite finden Sie die Schaltfläche +
. Nach dem Klick öffnet sich rechts ein neues Formular, in dem Sie die neue Website konfigurieren.
Schritt 4: Reverse Proxy Einstellungen konfigurieren
Im Formular der neuen Website geben Sie folgende Schlüsseldaten ein, um den Reverse Proxy zu definieren:
- Name: Vergeben Sie einen gut erkennbaren Namen, z.B.:
Internal Backend Proxy
. - Domain: Geben Sie die lokale Domain ein, mit der Sie künftig die gespiegelte Website ansprechen wollen, z.B.
backend.servbay.demo
oderproxy.to.local
. ServBay legt diese Domain meist automatisch im System-hosts
-Datei an, sodass sie auf127.0.0.1
oder::1
zeigt. - Protokoll: Normalerweise wählen Sie
HTTP/HTTPS
, um beide Protokolle zu unterstützen. ServBay kümmert sich dann um die SSL-Konfiguration. - SSL-Zertifikat-Anfragemethode:
- ServBay CA (empfohlen für lokale Entwicklung): ServBay generiert und verwaltet automatisch SSL-Zertifikate für Ihre Domain und nutzt dafür seine integrierte CA. Um Browserwarnungen zu vermeiden, muss das CA-Root-Zertifikat im System/Browserspeicher als vertrauenswürdig hinterlegt sein.
- ACME (Let's Encrypt): Haben Sie eine öffentlich erreichbare Domain, können Sie kostenlose Zertifikate per Let's Encrypt beantragen.
- Manuell: Haben Sie eigene Zertifikatsdateien (
.crt
,.key
,.ca-bundle
), können Sie diese manuell hochladen. Für lokale Entwicklung und Intranet-Proxies empfehlen wir ausdrücklichServBay CA
.
- Website-Typ: Wählen Sie
Reverse Proxy
—dies ist für die Proxy-Funktion essenziell. - Proxy-Ziel: Tragen Sie die vollständige Adresse der internen oder entfernten Zielwebsite ein (entweder im
IP:Port
-Format oder eine vollständige URL inklusive Protokoll).- Beispiel 1 (IP:Port):
192.168.1.100:8080
- Beispiel 2 (mit Protokoll):
http://192.168.1.100:8080
- Beispiel 3 (interner Hostname):
backend.internal:8443
(vorausgesetzt, der Hostname ist für das ServBay-System auflösbar) - Beispiel 4 (entfernte URL):
https://api.example.com
Stellen Sie sicher, dass das eingegebene Ziel von Ihrem ServBay-System direkt erreichbar ist.
- Beispiel 1 (IP:Port):
Schritt 5: Konfiguration speichern und abschließen
Nachdem Sie alle notwendigen Angaben gemacht haben, klicken Sie unten im Formular auf Hinzufügen (Add)
. ServBay speichert Ihre Einstellungen und erzeugt die entsprechenden Reverse-Proxy-Regeln im Webserver (Caddy oder Nginx).
Nach erfolgreichem Speichern erscheint die neue Proxy-Website in der Übersichtsliste.
Schritt 6: Zugriff auf die Reverse-Proxy-Website
Nach Abschluss der Konfiguration können Sie die in Schritt 4 angegebene Domain (beispielsweise proxy.to.local
oder backend.servbay.demo
) im Browser eingeben und so direkt Ihre interne oder entfernte Zielwebsite aufrufen.
Falls Sie ServBay CA und HTTPS gewählt haben, erscheint möglicherweise ein Zertifikatswarnhinweis im Browser (sofern die CA noch nicht als vertrauenswürdig hinzugefügt wurde).
Schritt 7: Schnelle Website-Aktionen
ServBay stellt für jede Website praktische Schnellaktions-Buttons bereit:
- Website-Stammverzeichnis mit IDE öffnen: Für Reverse Proxies meist nicht relevant, da es kein lokales Stammverzeichnis gibt.
- Website im Browser öffnen: Schneller Zugriff im Standard-Browser.
- Websitelogs einsehen: Hier finden Sie alle Zugriff- und Fehlerprotokolle (Caddy/Nginx)—hilfreich beim Troubleshooting.
- Website starten/pausieren: Proxy-Konfiguration schnell aktivieren oder deaktivieren.
- Website löschen: Entfernt die Proxy-Konfiguration dauerhaft aus ServBay.
FAQ & Problemlösung
Q: Die Website ist nicht erreichbar, der Browser zeigt einen Fehler.
- ServBay-Status prüfen: Läuft ServBay und ist auch der integrierte Webserver (Caddy/Nginx) aktiv?
- Domain-Auflösung prüfen: Stimmt die eingegebene Domain und zeigt sie auf Ihre lokale ServBay-IP? (ServBay passt
hosts
meist automatisch an; prüfen Sie dies gegebenenfalls manuell.) - ServBay-Websitelogs prüfen: Per Button „Log anzeigen“ können Sie Webserver-Logs zum entsprechenden Proxy einsehen. Dort stehen sämtliche Anfragen, Verbindungsversuche zum Ziel sowie auftretende Fehler—unverzichtbar zur Fehlersuche.
- Firewall/Sicherheitssoftware: Stellen Sie sicher, dass keine Firewall oder Sicherheitssoftware auf Ihrem Mac die Ports 80/443 blockiert oder Verbindungen von ServBay zum Proxy-Ziel verhindert.
Q: Das ServBay-System kommt an das Proxyziel, aber im Browser erscheint beim Aufruf der ServBay-Domain ein Fehler.
- Proxyziel-Format prüfen: Die bei ServBay eingetragene Zieladresse muss korrekt und direkt erreichbar sein. Testen Sie dies gegebenenfalls im Terminal mit
curl [Proxyzieladresse]
. - Konfiguration des Zielservers: Manche Backend-Server prüfen den
Host
-Header. ServBay leitet diesen standardmäßig unverändert durch. Benötigt der Server einen bestimmten Hostnamen, kann es bei abweichender Domain Probleme geben. In den erweiterten Einstellungen (z.B. per manueller Anpassung der Caddyfile/Nginx-Konfiguration) lassen sich solche Header anpassen (dies überschreitet aber den Basis-UI-Umfang). - Firewall am Zielserver: Auch wenn die ServBay-Maschine die IP/den Port erreicht, kann eine Zielserver-Firewall Zugriffe nur aus bestimmten IP-Kreisen erlauben. Prüfen Sie, ob Zugriffe von der ServBay-IP erlaubt sind.
Q: Beim Aufruf des Reverse-Proxys via HTTPS erhalte ich Zertifikatswarnungen.
- Mit ServBay CA erstellt: Dies ist normal, da ServBay CA eine private Zertifizierungsstelle ist, die von Browsern nicht automatisch vertraut wird. Um Warnungen zu vermeiden, installieren Sie das CA-Root-Zertifikat in Ihr System oder Ihren Browser (zu finden in den ServBay-Einstellungen).
- Mit ACME (Let's Encrypt) erstellt: Die Domain muss korrekt auf die ServBay-IP zeigen, und das Zertifikat muss ordnungsgemäß beantragt sein. Bei Fehlern hierzu prüfen Sie das ACME-Protokoll im ServBay-Log.
Q: Wie kann ich Ziele proxien, die spezielle Header oder Cookies erwarten?
Die Standard-Proxy-Konfiguration von ServBay leitet die meisten Client-Anfragen durch. Für komplexere Anforderungen (z.B. spezielle Request-Header, Anpassungen von Response-Headern, Umgang mit bestimmten Cookies oder Path-Rewrites) können Sie in den erweiterten Einstellungen die entsprechenden Basis-Konfigurationsdateien (Caddyfile/Nginx) manuell editieren und eigene Regelwerke hinterlegen. Hierfür sind Kenntnisse der jeweiligen Konfigurationssprache erforderlich.
Fazit
Mit der Reverse-Proxy-Funktion von ServBay können Sie interne, VM-, Container- oder Remote-Websites mit wenigen Klicks in Ihre lokale Entwicklungsumgebung integrieren. So erhalten Sie einen zentralen, komfortablen Zugriffspunkt, vereinfachte Debugging-Prozesse und einheitliches SSL-Management. Folgen Sie einfach den oben beschriebenen Schritten, um Reverse-Proxies in Minuten einzurichten und zu nutzen. Dank umfassender Logansicht und praxisnaher Lösungsvorschläge sichern Sie den stabilen Betrieb Ihrer proxied Websites und steigern Ihre Entwicklungseffizienz erheblich.