Anpassung der PostgreSQL-Datenbankkonfiguration in ServBay
ServBay bietet macOS-Entwicklern eine leistungsstarke lokale Webentwicklungsumgebung, in die unter anderem eine PostgreSQL-Datenbank integriert ist. Dieser Leitfaden erklärt ausführlich, wie Sie die Konfiguration von PostgreSQL in ServBay ändern können – sowohl auf dem empfohlenen Weg über die Benutzeroberfläche (UI) als auch, nur zu Testzwecken, per manueller Bearbeitung der Konfigurationsdateien.
Je nach installierter PostgreSQL-Version befinden sich die wichtigsten Konfigurationsdateien gewöhnlich im Verzeichnis /Applications/ServBay/etc/postgresql/<version>
, beispielsweise für PostgreSQL 16 unter /Applications/ServBay/etc/postgresql/16
.
Wichtiger Hinweis
ServBay verwaltet die meisten Konfigurationen über seine grafische Benutzeroberfläche (UI) und generiert daraus automatisch die zugehörigen Konfigurationsdateien. Es wird daher dringend empfohlen, Änderungen ausschließlich über die ServBay UI vorzunehmen. Das manuelle Bearbeiten der Konfigurationsdateien kann dazu führen, dass Ihre Änderungen bei der nächsten Verwaltung oder Aktualisierung durch ServBay überschrieben werden. Das Bearbeiten per Hand ist ausschließlich für temporäre Tests oder fortgeschrittene Benutzer mit tiefgehendem Verständnis der Konfiguration gedacht und nicht für dauerhafte oder produktive Umgebungen empfohlen.
Konfiguration über die ServBay-Benutzeroberfläche anpassen (empfohlen)
ServBay stellt eine übersichtliche grafische Verwaltungsoberfläche bereit – dies ist der einfachste und empfohlene Weg, PostgreSQL-Einstellungen zu ändern. Änderungen über die UI werden automatisch angewendet und sind in der Regel sofort aktiv, ohne dass ein manueller Neustart nötig ist (es sei denn, ServBay fordert dazu auf).
Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Öffnen Sie die ServBay-Anwendung.
- Wählen Sie in der linken Navigation
Datenbanken
aus. - Suchen Sie in der Datenbankliste nach
PostgreSQL
und klicken Sie auf die jeweilige Version, die Sie konfigurieren möchten. - Im PostgreSQL-Konfigurationsbereich finden Sie nun detaillierte Informationen sowie Einstelloptionen zu Ihrer aktuellen PostgreSQL-Version.
Konfigurierbare Parameter
In diesem Bereich können Sie auch die von ServBay vergebenen Standard-Benutzernamen und Passwörter für PostgreSQL einsehen (sie werden meist auf dieser Seite angezeigt). Darüber hinaus lassen sich einige typische Konfigurationsparameter direkt bearbeiten:
- Listen Address (
listen_addresses
): Steuert, auf welchen Netzwerk-Interfaces PostgreSQL Anfragen akzeptiert. Standard ist üblicherweise*
, was alle Schnittstellen bedeutet. - Port (
port
): Der Netzwerkport, auf dem PostgreSQL Verbindungen entgegen nimmt. Standardmäßig ist dies5432
(beachten Sie, dass dies nicht zu MySQL/MariaDBs 3306 passt). - Maximale Verbindungen (
max_connections
): Gibt die max. Anzahl gleichzeitiger Clients an, die sich mit der Datenbank verbinden dürfen. - Arbeitspeicher (
work_mem
): Bestimmt, wie viel RAM jedem Query-Prozess für Sortierungen oder Hash-Operationen zur Verfügung steht.
Weitere nicht direkt in der UI verfügbare Parameter aus der postgresql.conf
können Sie im Bereich Additional Parameters
hinzufügen oder anpassen. Pro Zeile ein Eintrag, nach folgendem Muster: Parametername = Wert
.
Änderungen anwenden
Nach Abschluss Ihrer Anpassungen klicken Sie auf Speichern
am unteren Bildschirmrand. ServBay übernimmt Ihre Einstellungen automatisch. Die meisten Parameter werden unmittelbar aktiv; nur in Ausnahmefällen ist ein Neustart von PostgreSQL erforderlich, worauf Sie ServBay ggf. aufmerksam macht.
Manuelles Bearbeiten der Konfigurationsdateien (nicht empfohlen für den Dauerbetrieb)
Wie eingangs erwähnt, ist das manuelle Anpassen der Konfigurationsdateien für das reguläre Konfigurationsmanagement nicht geeignet – die UI von ServBay kann eigene Änderungen überschreiben. Das Wissen über Pfad und Aufbau der Konfiguration kann dennoch beim tieferen Verständnis von PostgreSQL hilfreich sein.
WARNING
Das manuelle Bearbeiten von Konfigurationsdateien ist ausschließlich für temporäre Tests oder fortgeschrittenes Troubleshooting gedacht. ServBay empfiehlt ausdrücklich die Anpassungen ausschließlich über die UI durchzuführen, um dauerhafte und konsistente Konfigurationen zu gewährleisten. Durch interne Verwaltungsmechanismen könnten manuelle Änderungen ansonsten zurückgesetzt werden.
Speicherort der Konfigurationsdateien
Die wichtigsten Konfigurationsdateien von PostgreSQL unter ServBay heißen postgresql.conf
und pg_hba.conf
. Ihre genaue Position ist abhängig von der installierten Version; typischerweise liegen sie unter:
postgresql.conf
:/Applications/ServBay/etc/postgresql/<version>/postgresql.conf
pg_hba.conf
:/Applications/ServBay/etc/postgresql/<version>/pg_hba.conf
Achten Sie darauf, dass es in älteren Dokumentationen noch Hinweise auf /db/postgresql/16/pg_hba.conf
geben kann – dies könnte auf interne Prozesse oder ältere ServBay-Versionen verweisen. Die UI verwaltet vor allem die Einstellungen unter /Applications/ServBay/etc
. Für manuelle Anpassungen sollten Sie im Zweifel Ihren tatsächlichen Pfad prüfen. Das Verzeichnis /Applications/ServBay/etc/postgresql/<version>
ist für die Konfiguration am verlässlichsten.
Beispiele für typische Konfigurationen
Nachfolgend finden Sie gängige Einträge aus den Dateien postgresql.conf
und pg_hba.conf
. Zum Bearbeiten sollten Sie einen Texteditor mit Administratorrechten verwenden (z. B. VS Code, Sublime Text, Nano usw.).
postgresql.conf
postgresql.conf
ist die Hauptkonfigurationsdatei des PostgreSQL-Servers und steuert fast alle Server-Parameter.
# Listen Address: Netzwerk-Interfaces, auf denen der Server Anfragen entgegennimmt. '*' bedeutet alle Schnittstellen.
listen_addresses = '*'
# Port: Netzwerkport, auf dem der Server lauscht. Der Standard für PostgreSQL ist 5432.
port = 5432
# Maximale Verbindungen: Maximale Anzahl gleichzeitig verbundenen Clients.
max_connections = 100
# Gemeinsamer Puffer: Größe des RAM, den PostgreSQL zum Zwischenspeichern von Daten nutzt.
shared_buffers = 128MB
# Log-Verzeichnis: Speicherort für Logdateien.
log_directory = 'log'
# Log-Dateiname: Format für den Namen von Logdateien.
log_filename = 'postgresql-%Y-%m-%d.log'
# Langsame Query-Erkennung: Zeichnet Abfragen auf, die länger als diesen Wert (ms) benötigen.
# Setzen Sie einen positiven Wert, z.B. 2000 bedeutet, Abfragen länger als 2 Sekunden werden geloggt.
# Wert -1 schaltet das Slow-Query-Log ab.
log_min_duration_statement = 2000
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pg_hba.conf
Die Datei pg_hba.conf
(Host-Based Authentication) steuert, wie und mit welchen Rechten sich Clients mit der Datenbank verbinden dürfen.
# TYPE DATABASE USER ADDRESS METHOD
# Erlaubt lokale Verbindungen über Unix-Sockets mit "trust"-Methode (ohne Passwort).
# "local" ist nur für Unix-Domain-Sockets.
local all all trust
# Erlaubt Verbindungen von allen IPv4-Adressen über TCP/IP mit Passwort ("md5")-Authentifizierung.
# IPv4 local connections:
host all all 0.0.0.0/0 md5
# Erlaubt Verbindungen aus bestimmtem IPv4-Subnetz (z.B. 192.168.1.0/24) mit md5-Authentifizierung.
# IPv4 local connections from a specific subnet:
# host all all 192.168.1.0/24 md5
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Beim Bearbeiten von pg_hba.conf
sollten Sie die Bedeutung der einzelnen Spalten (TYPE
, DATABASE
, USER
, ADDRESS
, METHOD
) genau kennen – fehlerhafte Einstellungen können zu unerreichbaren Datenbanken oder Sicherheitsrisiken führen.
Übernehmen der manuellen Änderungen
Nach einer manuellen Änderung an den Konfigurationsdateien müssen Sie den PostgreSQL-Dienst neu starten, damit Ihre Anpassungen greifen.
Neustart über die ServBay-Oberfläche
- Öffnen Sie das ServBay-Management.
- Klicken Sie in der linken Navigation auf
Datenbanken
. - Suchen Sie
PostgreSQL
und wählen Sie die jeweilige Version. - Über die Seite oder die Liste der „Pakete“/„Dienste“ können Sie den Dienst für die entsprechende Version via
Neustart
-Button neu starten.
Neustart über das servbayctl
-Kommandozeilen-Tool
Mit dem Kommandozeilenwerkzeug servbayctl
von ServBay können Sie Dienste unkompliziert verwalten, auch PostgreSQL neustarten:
servbayctl restart postgresql <version>
Ersetzen Sie <version>
durch die tatsächlich von Ihnen genutzte PostgreSQL-Version, z.B. 16
.
Fazit
ServBay bietet für die Anpassung der PostgreSQL-Konfiguration eine benutzerfreundliche Oberfläche, die von allen empfohlen wird – so vermeiden Sie Überschreibungen manueller Änderungen. Über die UI können Sie u. a. Listen-Adressen, Ports, Verbindungszahlen sowie Standarddatenbank-Zugangsdaten verwalten. Für temporäre spezielle Anforderungen (z. B. Debugging) finden Sie die wichtigsten Konfigurationsdateien (postgresql.conf
, pg_hba.conf
) unter /Applications/ServBay/etc/postgresql/<version>
. Egal, auf welchem Weg Sie Konfigurationen ändern: In der Regel ist ein Neustart von PostgreSQL nötig. Dies ist bequem über die ServBay-Oberfläche oder das Tool servbayctl
möglich.
Mit dem Verständnis dieser Konfigurationsmöglichkeiten können Sie Ihre ServBay-PostgreSQL-Umgebung gezielt und effizient an Ihre Entwicklungsbedürfnisse anpassen.